Unter der Schirmherrschaft der INTERNATIONAL PHILHARMONY FOUNDATION und der DEUTSCHE KULTURSTIFTUNG DEUTSCHEN KULTURSTIFTUNG
DEUTSCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN UND KÜNSTE
präsentiert das größte Wissenschaftsprojekt unserer Zeit

DER KLASSISCHE KOMPONIST UND MUSIKWISSENSCHAFTLER PETER HÜBNER
zu seinem internationalen Projekt der
INTEGRATION DER WISSENSCHAFTEN & KÜNSTE
 
 
NATÜRLICHES
MUSIK HÖREN


OUVERTÜRE
DIE WAHRHEITSVERMITTLUNG IN DER MUSIK


TEIL I
DER GEGENSTAND DER MUSIKALISCHEN WISSENSGEWINNUNG


TEIL II
DIE LOGIK DER MUSIKALISCHEN ERKENNTNISFELDER


TEIL III
UNVERGÄNGLICHE UND VERGÄNGLICHE MUSIKTRADITION


TEIL IV
DAS LEBENDIGE BEISPIEL DER MUSIKALISCHEN WAHRHEITSERKENNTNIS


TEIL V
DIE DREI GROSSEN SCHRITTE DES MUSIKALISCHEN ERKENNTNISPROZESSES


TEIL VI
DAS SYSTEM DER INTELLEKTUELLEN ERÖRTERUNG IN DER MUSIK


TEIL VII
IRRTÜMER IN DER MUSIKALISCHEN ERKENNTNISGEWINNUNG


TEIL VIII
ZWEIDEUTIGKEIT


TEIL IX
DAS GEHEIMNIS MUSIK


TEIL X
DAS ENDZIEL DER MUSIKALISCHEN WISSENSGEWINNUNG


TEIL XI
MITTELBARE UND UNMITTELBARE ERKENNTNISGEWINNUNG IN DER MUSIK


TEIL XII
ERKENNTNISWEG UND WAHRHEITSZIEL


Die Freiheit des musikalischen Sinns


 
Zur mu­si­ka­li­schen Wahr­heits­ver­mitt­lung be­darf es nicht not­wen­di­ger­wei­se der Ein­sicht ei­nes In­ter­pre­ten, um ei­ne Mit­tei­lung des Mu­sik­schaf­fen­den an den er­ken­nen­den Hö­rer wei­ter­zu­lei­ten.

 
Die un­mit­tel­ba­re Wahr­heits­über­mitt­lung vom Ton­schöp­fer zum Hö­rer
Und es spricht für den Weit­blick un­se­rer gro­ßen Ton­dich­ter, daß sie es schaff­ten, ei­ne Spra­che, wel­che von der in­di­vi­du­el­len Ein­sicht ei­nes In­ter­pre­ten weit­ge­hend un­ab­hän­gig ist, zu for­men und so­gar in Um­lauf zu brin­gen.

 
Die­se Aus­sa­ge läßt sich ein­leuch­tend er­klä­ren aus dem Bei­spiel, daß ein Tür­ke, der in Ame­ri­ka groß ge­wor­den ist, ei­nem Deut­schen in Chi­na Goethes Faust vor­liest.

 
Interpretation und musikalische Wahrheit
Da­bei hat der Tür­ke – in An­leh­nung an die üb­li­chen Lehr­me­tho­den – das Le­sen ge­lernt. Wenn auch nicht im­mer leicht ver­ständ­lich – so zi­tiert er doch im­mer­hin den Faust.

 
Und der deut­sche Zu­hö­rer ist wohl von der Aus­spra­che des Tür­ken nicht ge­ra­de an­ge­tan und wird sie des­halb auch nicht in den Be­reich der Kunst ein­glie­dern.

 
Der Sinn je­doch kommt beim deut­schen Hö­rer an, und so er­reicht ihn die Mit­tei­lung Goethes den­noch jen­seits der ar­ti­ku­la­to­ri­schen Män­gel.

 
In die­ser be­schrie­be­nen Wei­se lie­fert un­se­re Zeit die Aus­sa­gen der gro­ßen Mu­sik­schaf­fen­den der Ver­gan­gen­heit in un­se­rer vom Ma­schi­nen­klang durch­drun­ge­nen Spra­che der heu­ti­gen In­ter­pre­ta­ti­on.

 
Die geheime Leuchtkraft der musikalischen Wahrheit
Und wenn der In­ter­pret heu­te bei der Mas­se er­folg­reich ist, dann läßt sich ge­ra­de hier­aus schlie­ßen, daß er die Ma­schi­nen­spra­che der heu­ti­gen Zeit be­son­ders pe­ne­trant zur An­wen­dung bringt.

 
Dann glie­dert er die Ge­räu­sche des All­tags­be­trie­bes ge­schickt und un­auf­fäl­lig in die Or­ches­ter­spra­che ein.

 
Aber den­noch schafft es auch wie­der die Wahr­heit, durch die­se heu­te all­ge­mein üb­li­che ma­schi­nis­ti­sche Spra­che hin­durch­zu­leuch­ten – und sei es auch nur wie ei­ne ganz klei­ne Ker­ze in ei­nem rie­si­gen dunk­len Raum.

 
Die Be­schrei­bung ei­ner je­den Ebe­ne der Na­tur er­for­dert in der Dar­stel­lung ih­ren ei­ge­nen Grad an Per­fek­tion – näm­lich der­je­ni­gen Per­fek­ti­on, wel­che die je­wei­li­ge zu be­schrei­ben­de Ebe­ne der Na­tur auch auf­weist.

 
Strukturelle Grundlagen der musikalischen Beschreibung
Und so ist die heu­ti­ge Or­ches­ter­spra­che lei­der nur da­zu prä­des­ti­niert, die Welt der Phy­sik oder der Che­mie eini­ger­ma­ßen au­then­tisch zu be­schrei­ben – al­so die Welt der un­be­leb­ten Öko­lo­gie und al­len­falls noch die Struk­tur des­sen, wo­mit sich die heu­ti­ge Me­di­zin im Be­reich der Phy­si­o­lo­gie be­faßt.

 
Die hö­he­ren mu­si­ka­li­schen Ord­nun­gen, wie sie die Par­ti­tu­ren der gro­ßen Ton­dich­ter er­ken­nen las­sen, kön­nen in der heu­ti­gen Or­ches­ter­rou­ti­ne ge­nau­so­we­nig zur An­wen­dung ge­bracht wer­den, wie ein gro­ßer He­be­kran ge­eig­net ist, mit sei­nen rie­si­gen Greif­ar­men ei­nem Men­schen ei­nen fei­nen gol­de­nen Ring, mit sub­til ge­schlif­fe­nen Di­a­man­ten be­setzt, vor­zu­füh­ren, ohne den Ring zu zer­stö­ren und au­ßer­dem die gan­ze Sze­ne der Prä­sen­ta­tion ins Gro­tes­ke zu rü­cken.

 
Höhere Sprachen in der Musik
Der Mu­si­ker muß näm­lich die äu­ße­ren Mit­tel sei­ner Wahr­heits­be­schrei­bung – sei­ne Ton­ge­bung – struk­tu­rell und funk­ti­ons­mä­ßig den Ord­nungs­struk­tu­ren der Kom­po­si­tion an­glei­chen und so de­ren Sinn adä­quat be­zeu­gen.